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Gesundheid

Einsame Zeiten aber zum Glück kommt noch die Spitex

Spitex bedeutet spitalexterne Hilfe in der Schweiz. Hierzu gehören Kranken- und Gesundheitspflege, das heißt Pflege, Hilfe und Beratung außerhalb des Krankenhauses oder Pflegeheims, bei den Betroffenen zu Hause.

Immer komplexere Situationen in der Pflege, die Orientierung des Gesundheitswesens auf ambulanter vor stationärer Hilfe, erhöhte zeitliche Bereitschaft des Personals, spezialisierte Pflegedienstleistungen und die Corona-Krise – die Pflegeeinrichtung steht in diesen schweren Zeiten vor immer grösser werdenden Herausforderungen.

Wegen der Corona-Krise ist die Spitex Bern für viele Patienten der einzige Kontakt zur Außenwelt. Außer den täglichen Pflegleistungen geht es vor allem um soziale Kontakte.

Bereits morgens um sieben Uhr geht die Pflegefachfrau Jenny Meichtry im Oberwalliser Dorf Steg nahe des Ortes Visp zu ihrer ersten Patientin dieses Tages. Zuerst desinfiziert sie ihre Hände und geht dann ins Haus. Sie trägt immer einen weißen Spitex-Kittel und wegen der Corona-Krise natürlich eine Gesichtsmaske.

Die Patientin Franziska Bregy ist 74 Jahre alt und hatte im letzten Jahr eine schwere Darmoperation über sich ergehen lassen müssen. Jenny Meichtry begrüßt sie sehr freundlich, ehe sie mit der eigentlichen Pflege beginnt. Die Patientin muss aufstehen, wird gewaschen, die Haare werden gekämmt, die Narbe eigecremt und sie wird von der Pflegekraft angezogen.

Jenny Meichtry nimmt sich stets viel Zeit, hört der Patientin zu und fragt auch einmal nach. Wenn die Patientin niemanden zum Reden hat, dann wird dies sehr wichtig. Dies gibt Franziska Bregy ehrlich zu. Der persönliche Kontakt ist fast wichtiger als die eigentliche Pflege. Die74-Jährige erklärt lächelnd, dass sie sehr gerne redet.

Eigentlich trinken die beiden Frauen nach der Arbeit noch einen Kaffee. Wegen Corona ist dies jedoch nicht möglich. Jenny Meichtry darf die Maske nicht abnehmen und vor allem dieser Aspekt ist für die Patienten generell sehr schwierig.

Gerade die Personen, welche die Hilfe von der Spitex dringend benötigen, sind gesundheitlich gebrochen und sollten daher die persönlichen Kontakte verringern. So gibt es für sie keinen Besuch der Kinder oder der Enkelkinder, keinen fröhlichen Nachmittag unter Freunden, denn die Gefahr der Ansteckung ist sehr hoch.

Der Sozial- und der Körperkontakt durch die Spitex schaffen Nähe. In der Wohnung von Franziska Bregy sind Fotos von ihrer recht großen Familie zu sehen. Einige Mitglieder hat sie schon lange nicht mehr gesehen. Alle Familienangehörigen sind sehr zuwendungsbedürftig und nehmen sich gern in den Arm. Zurzeit ist dies aber sehr schwer und teilweise nicht möglich.

Der Körperkontakt ist aber generell zurzeit sehr wichtig, auch bei der Pflege. Dies hat auch das ganze Pflegeteam beobachtet, erklärt Pflegefachfrau Jenny Meichtry. Auch ihre Kolleginnen und Kollegen nehmen sich viel mehr Zeit für das Eincremen. Vor allem wegen Corona wird auf diese Weise versucht, viel Nähe zu schaffen.

Jenny Meichtry steht selbst sehr unter Druck und dies ist ganz anders als noch der ersten Welle. Sie schränkt sich privat ebenfalls sehr ein und minimiert ihre Kontakte.

Die Pflegekraft hat vor allem eine Verantwortung, da die Pflegekräfte der Spitex von Haus zu Haus gehen und sich um die unterschiedlichen Patienten kümmern.

Die Dankbarkeit ist bei den Patienten generell sehr groß. Jenny Meichtry verabschiedet sich nun von Franziska Bregy, die sagt: „Danke vielen Mals“. Dies kommt von Herzen.